Zeichnung – wer denkt da nicht sofort an den Bleistift
Klar, ich auch. Aber es gibt am Markt jede Menge Zeichenmaterial. Wenn Sie erst mal auf den Geschmack gekommen sind, könnte die Sammelleidenschaft zuschlagen. Die Hersteller lassen sich jährlich Neuheiten einfallen, die es auszuprobieren gilt. Aber widmen wir uns erst einmal dem universellsten Zeichenmittel.
Für eine schnelle Zeichnung reicht ein einzelner Bleistift in mittlerer Härte. Denn ein Bleistift kann sehr breite Striche mit der flachen Seite und mit einer schmalen, spitzen Kante hauchfeine Linien erzeugen. Durch unterschiedlichen Druck oder Schraffuren erreicht man recht einfach Abstufungen der Tonwerte. Er ist preiswert, kann schnell mit einem Messer zugespitzt werden und passt in jede Tasche. Es ist meiner Meinung nach das beste Werkzeug um Zeichnen zu lernen.
Der Bleistift mit Holzfassung
Der Bleistift ist in verschiedenen Härtegraden von 9H bis 9B erhältlich. H steht für Hard (Deutsch „Hart“) und B für Black (Deutsch „schwarz“)
9H ist der härteste Bleistift. Er hinterlässt nur wenig Graphit auf dem Papier und kann extrem dünn aufgetragen werden. Die Schraffuren sind sehr hell. Dieser Bleistift und die untergeordneten Härten, 5H, 4H, 3H, 2H, H werden für technische Zeichnungen verwendet. In der künstlerischen Zeichnung kommen Sie eher selten zum Einsatz. Falls Sie mit den harten Stiften arbeiten wollen, dann achten sie darauf, dass das Papier nicht zu weich ist. Diese Bleistifte hinterlassen durch die Härte Abdrücke in weichem Papier. Da der Abrieb bei den harten Bleistiften sehr gering ist, bleiben sie länger sehr spitz und sind allein schon dadurch ideal für technische Zeichnungen.
HB ist die Allroundstärke, die man bei den Standardbleistiften findet, wie sie im Haushalt, Schule und Büro verwendet werden. Auch ein großes schwedisches Möbelhaus legt solche Stifte kostenlos aus. HB eignet sich gut für Vorzeichnungen.
B, 2B, 3B, 4B, 5B, 6B, 8B und 9B werden nach oben hin immer weicher und dunkler im Auftrag. Der Bleistift hinterlässt viel Graphit auf dem Papier. Ich habe zwar alle diese Bleistifte zu Hause, verwende jedoch fast ausschließlich HB, 2B, 4B, 6B und 9B. In dem Beispiel nebenan möchte ich zeigen, wie dunkel ein Bleistift von 6H bis 9B wird wenn ich die Dunkelheiten durch Aufdruck variiere.
Bleistifte gibt es in verschiedenen Ausführungen. Der Standardbleistift ist in Holz gefasst und kann, wenn er bereits kurz und auf eine unhandliche Länge gespitzt wurde, mit einer speziellen Verlängerung bis auf den letzten Stummel verwendet werden. Das kommt auch einer Handhaltung entgegen, bei der man den Stift etwas weiter hinten hält und nicht aus den Fingergelenken, sondern aus dem Handgelenk zeichnet.
Messer statt Spitzer?
Holzgefasste Bleistifte kann man mit dem Spitzer anspitzen. Besser ist jedoch die Anspitzmethode mit dem Messer. Dabei wird eine wesentlich längere Graphitmine freigelegt und anschließend flach geschliffen. Damit sind sowohl extrem breite Striche, als auch hauchdünne Linien möglich. Ich verwende dazu immer ein scharfes Skalpell.
Ich halte dazu den Stift in der linken Hand und stütze den rechten Daumen, der an dem Rücken des Skalpells liegt, am linken Zeigefinger ab. Mit dem linken Daumen führe ich nun den rechten Daumen in einer Schnitzbewegung langsam nach vorne. So erhalte ich kontrolliert eine freigelegte Mine.
Anschließend reibe ich die Mine noch vorsichtig an einem Papier oder Sandpapier flach. Dabei übe ich nicht zu viel Druck aus, damit die Mine nicht bricht. Eine solch freigelegte Mine erzeugt ein großes Spektrum an Strichstärken von 5mm Breite bis 0,1mm feinen Linien. Die Handhaltung und der Winkel des Bleistifts zum Papier, sowie die Nutzung der breiten oder schmalen Seite der Mine sind dabei entscheidend.
Spannzangen sind praktisch!
Ich benutze deshalb gerne Fallminenbleistifte. z.B. Faber Castell bietet diese mechanischen Bleistifte mit Minen in 2mm und 3,15mm Durchmesser an. Mit einem Knopfdruck kann ich die Mine aus der Metallspannzange ziehen (fallen lassen) und ganz ohne Messer dieselben Effekte erzeugen, wie beim handgespitzten Bleistift. Auch die feinen Druckbleistifte, die in 0,3, 0,5 und 0,7 mm erhältlich sind, verwende ich gerne bei feinen Zeichnungen oder für schnelle Vorzeichnungen. Es gibt für den 0,5mm Druckbleistift Bleistiftminen mit dem Härtegrad 2B, die ich wesentlich lieber benutze, da sie fast keinen Eindruck im Papier hinterlassen, dunkler auftragen und ich sie mit einem Knetgummi leicht radieren kann.
Graphitstifte sind auch in dicken 5mm bis 7,6mm Minen und dicken Graphitstäbchen erhältlich. Diese Minen werden außen lackiert, damit sie, ohne die Hände zu verschmutzen, auch ohne Halter verwendet werden können. Die Stifte eignen sich sehr gut bei größeren Aktzeichnungen.
Bleistifte gibt es wasserlöslich wie Aquarellstifte. Ich kann die Zeichnung mit einem Pinsel verwaschen (lavieren) Das ist eine interessante Eigenschaft und sehr schön für schnelle Studien.
Natürlich muss ich manchmal auch radieren. Auch wenn man es bei Skizzen vermeiden sollte. Natürlich stören Vorzeichnungen, wenn darauf eine Tuschezeichnung überlagert wird. Zum Radieren verwende ich fast ausschließlich Knetgummi. Er wird
zuerst in der Hand weich geknetet und in die passende Form gedrückt. Man kann flächig oder punktuell damit arbeiten. Ich verwende Radier- und Knetgummis als Stilelement. Aus einem geschlossenen Graphitauftrag radiere ich helle Stellen heraus. Verwenden Sie möglichst keine bunten Radiergummis. Diese hinterlassen oft Farbe auf dem Papier. Weiße oder beige Radiergummis und der graue Knetgummi sind bestens geeignet. Praktisch sind Radierstifte, die ebenfalls sehr punktuell radieren können.
2 Gedanken zu “Kohle, Kreiden, Füller, Marker, Federn ….erst mal der einfache Bleistift.”
Hallo Jutta!
Ich bin oftmals überwältigt von der riesigen Auswahl am Zeichenmaterialien in den Künstlerfachmärkten.
Es ist dann schwierig, das passende (und notwendige) Zeichenwerkzeug zu finden…
Deshalb: Vielen Dank für den informativen Artikel und die tollen Tipps!
Herzliche Grüße,
Klaudia
Liebe Klaudia,
oh ja, in den Fachmärkten kann man Zeit liegen lassen. Meist kaufen wir ja viel zu viel und haben dann beim Zeichnen unsere 2-3 Favoriten, was uns dann nicht davon abhält, beim nächsten Besuch, nicht wieder was Neues mitzunehmen. Kommt Dir das auch bekannt vor? So,oder so ähnlich spielt es sich bei mir ab. 🙂
Liebe Grüße
Jutta